Synchro-Wettkämpfe
Copyright © 2002, Michelle Weder
Je nach Ausschreibung werden im Synchronschwimmen reine Kürwettkämpfe (nur freie oder freie und technische Kür) oder Kür- und Pflichtwettkämpfe durchgeführt. Die Leistung jeder einzelnen Schwimmerin im Pflichtwettkampf (und/oder das Resultat der technischen Kür) und die Kürnote der freien Kür ergeben zusammen das Schlussresultat. Die Wettkampfbestimmungen gelten international und werden alle vier Jahre von der FINA festgelegt.
Der Kürwettkampf
Ein Kürwettkampf wird unterteilt in Solo (eine Schwimmerin), Duett (zwei Schwimmerinnen), Team (vier bis acht Schwimmerinnen) und Free Combination (acht bis zehn Schwimmerinnen). Ausserdem gibt es auf Elite Niveau für Solo, Duett und Team Events neben der freien auch technische Küren (auch Kurzküren genannt). Für beide Arten der Kür gilt, die Formen der Musik, den Rhythmus, die Dynamik, die Melodie oder auch die Thematik zu erkennen und sie gekonnt und präzise in Bewegung umzusetzen. Eine Kür wird üblicherweise an Land begonnen, jedoch darf der „Landtanz“ nicht länger als 10 Sekunden dauern.
Die freie Kür ist, wie der Name schon sagt – frei. Zu frei gewählter Musik werden Arm- und Beinkombinationen, Schwimmzüge und Formationsverschiebungen synchron untereinander und zur Musik gezeigt. Es dürfen auch Hebefiguren, Kettenreaktionen, Paarübungen und Spiegelbildeffekte gezeigt werden – der Choreographie sind keine Grenzen gesetzt. Die Zeitdauer der Vorführungen reicht von 2:30 Minuten im Solo über 3:00 Minuten im Duett bis 4:00 Minuten im Team und 4:30 in der Free Combination Routine (+/- 15 Sekunden).
In der technischen Kür darf zwar die Musik ebenfalls frei gewählt werden, die Choreographie muss aber eine Anzahl vorgegebener Elemente enthalten. Diese Elemente müssen in einer bestimmten Reihenfolge geschwommen werden. Die Zeitdauer beträgt für das Solo zwei Minuten, das Duett 2:20 Minuten und das Team 2:50 Minuten (+/-10 sec).
Die Free Combination setzt sich zusammen aus mindestens zwei Teilen mit weniger als drei Schwimmerinnen und mindestens zwei Teilen mit acht bis zehn Schwimmerinnen. So entsteht ein abwechslungsreicher Mix verschiedener Küren, der oftmals beim Publikum grossen Anklang findet.
Seit einigen Jahren wird an speziellen Wettkämpfen mit der Highlight Routine experimentiert. Die Highlight Routine konzentriert sich auf sogenannte Highlights, also Höhepunkte. Damit sind Hebe- und Flachfiguren gemeint, die in der Kür enthalten sein müssen. Es dürfen auch Kleider und Kostüme getragen oder spezielles Material wie Reifen, Matten oder Bälle benutzt werden. Dieser Event steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber an der World Trophy statt mit Medaillen, mit hohem Preisgeld honoriert.
Das Badekleid und der Kopfschmuck („Krönli“ und „Netzli“) dürfen für den Kürwettkampf frei gewählt werden. Meistens werden die Kostüme der Musik angepasst, um dem Publikum und den RichterInnen das Thema der Kür besser vermitteln zu können. Bewertet werden dürfen die Kostüme aber natürlich nicht.
Die Küren bleiben das ganze Jahr über die gleichen. Während Monaten werden sie bis ins Detail definiert, perfektioniert. Eine anstrengende Kür zu schwimmen und dabei trotzdem ein Gefühl der Mühelosigkeit zu vermitteln, ist sehr schwer. Um die Anforderungen an die Kraft und Ausdauer der Schwimmerinnen während einer drei bis vierminütigen Kür ermessen zu können, sollte man sich einmal vorstellen, was es bedeutet, so lange zu laufen und nur ab und zu dabei zu atmen.
Der Pflichtwettkampf
Das Beherrschen von Figuren basiert auf einer Vielzahl spezieller Paddeltechniken, die erlernt und automatisiert werden müssen. Im Synchronschwimmen existieren über 170 Figuren, die von der FINA definiert und detailiert beschrieben wurden. Die Figurenvielfalt des Synchronschwimmens ergibt sich aus der Kombination von Grundpositionen (z.B. Ballettbein, Flamingo, Fishtail) mit den möglichen Körperhaltungen (z.B. gestreckt, gehechtet) und den Grundbewegungen (z.B. Drehungen, Schrauben, Salti) und erlaubt ständig neue Kombinationen.
Die FINA bestimmt alle vier Jahre zwei obligatorische Figuren und acht Wahl-Figuren (vier Gruppen á zwei Figuren). Die zwei Wahl-Figuren werden kurz vor dem Wettkampf zu den zwei obligatorischen Figuren dazugelost. Jede Schwimmerin muss alle vier Pflichtfiguren einzeln vortragen. Für den Pflichtwettkampf werden schwarze Badekleider und weisse Badekappen verlangt.
Die Bewertung
Jede Pflichtfigur wird von einem Kampfgericht bestehend aus drei bis sieben WertungsrichterInnen mit Punkten auf einer Skala von 1-10 benotet (mit Zehntelsnoten). Die Bewertung erfolgt grundsätzlich vom Standpunkt der Perfektion aus:
perfekt |
10 |
beinahe perfekt |
9,9 – 9.5 |
excellent |
9.4 – 9.0 |
sehr gut |
8.9 – 8.0 |
gut |
7,9 – 7,0 |
kompetent |
6.9 – 6.0 |
genügend |
5,9 – 5.0 |
mangelhaft |
4.9 – 4.0 |
schwach |
3.9 – 3.0 |
sehr schwach |
2.9 – 2.0 |
knapp erkennbar |
1,9 – 0,1 |
nicht ausgeführt |
0 |
Die vier Figuren müssen möglichst präzise, den von der FINA vorgeschriebenen Kriterien zu Folge, ausgeführt werden. Das Kampfgericht achtet dabei auf Ausführung/Design (Winkel, Spannung) und Kontrolle (Rhythmus, Höhe) die je zur Hälfte zählen. Jeder Teil der Übung muss klar ersichtlich und in gleichmäßigem Tempo ausgeführt werden, außer wenn in der Beschreibung etwas anderes angegeben ist. Dabei achtet das Kampfgericht ganz genau darauf, wie gut die Athletin die Figur beherrscht, wie kräftig sie ist, wie hoch sie die schwierigen Teile ausführt und wie flexibel sie ist. Ausserdem ist es wichtig, dass die Schwimmerin die Positionen präzise zeigt und die Winkel und Linien genau den Vorgaben entsprechen.
Die höchste und niedrigste Note werden gestrichen und der verbleibende Durchschnitt mit dem Schwierigkeitsgrad der betreffenden Figur (bei jeder Figur verschieden) multipliziert, um das Pflichtresultat jeder einzelnen Figur zu ermitteln. Die Summe aus allen vier Pflichtresultaten ergibt das Endresultat der Pflicht.
Auch in der Kür reicht die Punktewertung von 0-10 unter Anwendung von Zehntelspunkten. In der freien Kür setzt sich die Bewertung aus drei Kampfgerichten mit jeweils fünf Richtern zusammen. Während ein Kampfgericht die Execution (Ausführung und Synchronisation) bewertet, begutachtet das zweite die Artistic Impression (Choreographie, Interpretation der Musik und Art und Weise der Vorführung). Die Schwierigkeit wird vom dritten Kampfgericht benotet.
Die höchsten und niedrigsten Noten werden gestrichen. Vom Schnitt der verbleibenden Noten erhält die Execution eine Gewichtung von 30%, die Artistic Impression 40% und die Schwierigkeit 30% der Gesamtnote.
Die Bewertung der technischen Kür besteht zu 30% aus Execution, zu 30% aus Impression (Schwierigkeit, Choreographie, Interpretation der Musik und Art und Weise der Vorführung) und zu 40% aus den Elementen. Die obligatorischen Elemente werden nach den Bewertungskriterien von Pflichtfiguren bewertet.
Ja nach Wettkampf setzt sich das Gesamtresultat verschieden zusammen:
– Bei zwei geschwommenen Disziplinen zählen für die Gesamtnote die Pflicht (bzw. technische Kür) und die freie Kür zu je 50%.
– Bei drei geschwommenen Disziplinen zählen für die Gesamtnote das Pflichtresultat und die technische Kür je 25% und das Resultat aus der freien Kür 50%.
Wer sich mit diesem Endresultat unter den ersten zwölf qualifiziert, darf im Kürfinal teilnehmen. Dieser zählt in den meisten Fällen 100%.